Ganz klassisch auf dem Weg zum Schwanensee...
Die Ursprünge des klassischen Balletts liegen im höfischen Tanz des 16. Jahrhunderts. Heute ist diese Kunstform jedem zugänglich. Ballett ist international und wird überall verstanden. Dennoch brauchen auch talentierte Schülerinnen und Schüler eine Menge Disziplin, um den Grundwortschatz und die Grammatik dieser „internationalen Sprache ohne Worte“ zu erlernen. Etliche Jahre durchhalten muss, wer sich der „Hohen Schule“ des Spitzentanzes widmen will.
Auch das Ballett als solches hatte schon eine reiche Entwicklung hinter sich, als erst die Romantik mit ihrem Streben nach Überirdischem das klassische Ballett auf die (Fuß-)Spitze führte. Erst da entschwebten elfenhafte Ballerinen auf Spitzenschuhen der zunehmend verrohenden Arbeitswelt. Nahezu perfekt wurde die Illusion fürs Publikum durch technische Entwicklungen: Im Gaslicht-„Spot“ schienen die Tänzerinnen der Wirklichkeit davonzufliegen.
Nationale Tänze gewinnen Character...
Dass mit dem Character-Dance ein neuer Zweig des klassischen Balletts die Bühnen eroberte, ist dem in der Romantik erwachenden Nationalbewusstsein der Völker zu verdanken: Volkstänze als Ausdruck regionaler Identität auch jenseits der Stände wurden gesellschaftsfähig und setzten, als sie die Bühne eroberten, durchaus auch politische Akzente. Mit den nationalen Eigenheiten wurde es bunter: Nationaltrachten setzten neue Akzente, unterschiedliche musikalische Klangfarben und Rhythmen bereicherten die gestische und mimische Ausdrucksvielfalt ebenso wie das Schrittrepertoire der Tänzerinnen und Tänzer. Balalaika und Kastagnetten - die neuen Farbtupfer erfordern einfühlsame Umsetzungen und dynamische Ausdrucksformen.
Free Movement – die neue Freiheit...
Die Zeiten ändern sich – und mit ihnen Gesellschaften und Menschen. Als viel zu eng erlebten hochklassige Tänzer in der Zeit der Industrialisierung die strengen Regeln des klassischen Bühnentanzes. Isadora Duncan gehörte zu den ersten, die – zurück zur Natur - auch auf der Bühne wieder auf natürlichere Bewegungen setzte. Sie griff auf die griechische Klassik zurück, verbannte Tutu und Spitzenschuhe, auch wenn sie ihre musikalisch klassische Orientierung nie verleugnete. Dennoch brachte die Gesellschaft mit der Industrialisierung nicht nur neue Arbeitstechniken und –bedingungen hervor, sondern auch gänzlich neue Klänge, die ihrerseits die sich erneut verändernde Kunstform des Bühnentanzes beeinflussten.
Alle drei Bereiche, Ballett, Character und Free Movement sind bereits ab der Grundstufe fester Bestandteil des RAD-Lehrplans.
Jazz, Step und Modern Theatre Dance - die neue Vielfalt...
Die im Free Movement umgesetzte regelrechte Revolution der Tanzgeschichte erwies sich schnell als bestens vorbereiteter Boden für viele quicklebendige neue Seitentriebe. Neue Klänge sorgten für vielfältigste, sich teilweise überschneidende und gegenseitig befruchtende Entwicklungen.
Step: Eigentlich liegen die Wurzeln in der frühesten Geschichte der Tanzentwicklung: Im Grunde ist Steptanz wohl so alt wie die Menschheit, die den Rhythmus des Herzschlags durch Stampfen und Klatschen ergänzten – selbst zum Instrument werdend. Tap-Dance wie Fred Astaire und steppen wie Lord of the Dance? Die Füße müssen flink sein, die Taps präzise, und Ausdrucksstärke ist bei heißen Rhythmen ohnehin gefragt.
Jazz: Die aktuell freieste Tanzform hat eigentlich ebenso viele Stilrichtungen wie Vertreter. Allen gemeinsam ist die hoch dynamische Konzentration auf Rhythmen, die kraftvoll, dynamisch, ausholend und oft auch in asymmetrischen Bewegungsabläufen umgesetzt werden. Vertraut ist Jazztanz heute überwiegend aus Video Clips. Schon hier wird deutlich, dass eigentlich jeder Tänzer ganz individuelle Techniken entwickelt. Basistechniken aus Klassischem Ballett und Modern Dance werden in der Regel als Gesamtchoreographien einstudiert.
Modern Theatre Dance: Speziell für Kinder und Jugendliche hat die ISTD zentrale Jazztanz-Elemente in altersgerechten Lehrplänen unterrichtsfähig gemacht. Die aufeinander aufbauenden Unterrichtseinheiten ermöglichen auch Gesamtchoreographien mit Schülern auf unterschiedlichen Ausbildungslevels. Rhythmik, Drive und ein größeres Maß an Individualität auch in Gruppenchoreographien machen das Feld bei den jungen Tänzern zum echten Ballett-Highlight.
Für alle drei Bereiche gilt: Die Klassik-Unterstufe sollte schon absolviert sein, wenn sich Eleven auf einem weiteren Feld spezialisieren wollen, das ebenfalls bis zur Bühnenreife in der RAD®-Schule ausgelotet werden kann.